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Zeitenspringer erforschen Regionalgeschichte

Jugendgeschichtstag 2017

Für die Schülerinnen und Schüler von der Theodor-Fontane-Förderschule im Kloster Dobbertin war es ein Riesenerlebnis, beim Jugendgeschichtstag am 21. November ihr Zeitenspringer-Projekt „Volkstänze in Mecklenburg/Vorpommern früher und heute“ im Schweriner Schloss zu präsentieren – noch dazu im neuen Plenarsaal! Im Rund zwischen Abgeordnetenplätzen und Regierungsbank tanzten sie, zusammen mit ihren Lehrerinnen und Mitgliedern der Mildenitzer Danzlüd, in selbstgenähten Mecklenburg-Schweriner Trachten 200 Jahre alte Regionalgeschichte.

Die jungen Leute aus Dobbertin gehörten mit ihrem Beitrag zu den 17 lokalhistorischen Projekten, die sich beim 13. Jugendgeschichtstag vorstellten. Die Abschlussveranstaltung des Jugendprogramms Zeitensprünge unter der Schirmherrschaft von Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider stand unter dem Motto „Was war? Was ist? Was bleibt?“.

Eröffnung im neuen Plenarsaal

„Acht Monate lang habt ihr Ideen gesammelt, Konzepte geschrieben, recherchiert und eure Präsentationen erarbeitet“, eröffnete Dr. Mignon Schwenke den Jugendgeschichtstag im neuen Plenarsaal. Die 2. Vizepräsidentin des Landtages zeigte sich besonders begeistert von dem Engagement und der Ausdauer der Jugendlichen, „Verborgenes und teils längst Vergessenes in ihrer Region aufzuspüren“. „Ihr habt andere, neue Perspektiven aufgezeigt, und Ihr habt Menschen ihre Geschichte und ihre Seite einer Geschichte erzählen lassen“, sagte sie. Durch die Befragung von Zeitzeugen, oft auch in der eigenen Familie, blieben Erinnerungen und Erfahrungen gegenwärtig und damit auch gewürdigt. „Wenn Ihr Euch auf die Spuren bekannter Menschen aus Eurer Heimatstadt oder Eurer Schule macht, stiftet Ihr Verbundenheit und Identität“, betonte Schwenke.

Anerkennung und Bewunderung für die Vielfalt der Projekte gab es auch von den Landtagsabgeordneten Elisabeth Aßmann, Philipp da Cunha, Christian Brade (alle SPD), Jacqueline Bernhardt (DIE LINKE), und Marc Reinhardt (CDU), die ebenfalls beim Start der Projektmesse im Plenarsaal dabei waren.

Projektmesse im Rittersaal

Nach dem stimmungsvollen Auftakt im Plenarsaal ging es zurück in den Schweriner Rittersaal, wo die Zeitspringer bereits am Vormittag ihre Präsentationen aufgebaut hatten.
So auch Wenzel Venohr und Marcus Wojatschke, die ihre Spurensuche nach der verschwundenen Siedlung Lankow gefilmt hatten. Das fast 800 Jahre alte Dorf an der innerdeutschen Grenze war im Zuge des Mauerbaus geschleift worden, die Bewohner wurden zwangsumgesiedelt. Auf ihrer Suche trafen die jungen Zeitenspringer einen ehemaligen Einwohner Lankows, der dort noch einen Teil seiner Kindheit verbracht hatte. Ihm folgten die Jugendlichen mit der Kamera zurück in die Vergangenheit. Herausgekommen ist ein Dokumentarfilm, der nach Fertigstellung im Informationszentrum „Grenzhus Schlagsdorf“ gezeigt werden soll. An dem Projektstand im Rittersaal konnten Neugierige erste Ausschnitte aus der Doku anschauen.
Der Filmclub Güstrow war „Auf den lauten, leisen, nachdenklichen und kreativen Spuren von Ernst Barlach“ unterwegs und hat hierzu ein Hörspiel produziert.
Der Jugendklub „JotKee“ aus Schwaan zeigte „Schwaan im Wandel der Zeit“.
Beim Projekt des Jugendweihe M-V e. V. hatten die Teilnehmenden Oma und Opa gebeten „…, erzählt doch mal!“ Und so spürten rund 150 Zeitenspringer im Alter zwischen 12 und 21 Jahren teils fast vergessene Geschichte in ihrer Region auf.
Manche zeigten auch, wie vergänglich Historie auch sein kann. Aaron Mall und Malte Rudolph von der Medien- und Informatikschule Greifswald hatten Grabplatten der Marienkirche großformatig auf Japanpapier übertragen und unter dem Titel „Heute mir, morgen dir“ ausgestellt. „Wir hatten unsere Papiere in der Kirche so aufgehängt, dass sie vom Wind bearbeitet wurden und Besucher drauftraten“, erzählt Malte Rudolph. „Papiere zerrissen und wurden dreckig. Das haben wir fotografiert, um so auch die Vergänglichkeit zu zeigen.“ 

Geschichte erlebbar machen

Geschichte erlebbar machen, neue Perspektiven aufzeigen – das sind nur einige Ziele, die der Landesjugendring Mecklenburg-Vorpommern e.V. mit dem Zeitensprünge-Programm verfolgt. Für jedes Projekt standen rund 1.000 Euro zur Verfügung. 
„Aber ohne ehrenamtliches Engagement geht es nicht“, sagt Ulrich Kubowicz von den Mildenitzer Danzlüd. Der 79-Jährige und seine Frau hatten mit den Dobbertiner Jugendlichen Trachtenhäubchen, Jacken und Hemden genäht. Parallel übten sie traditionelle Volkstänze wie „Fröhlicher Kreis“ und „Mecklenburger Kegel“ ein. „Es wäre toll, wenn sich mehr junge Leute für Volkstänze begeistern, bevor diese in Vergessenheit geraten“, so Kubowicz. Und dieser Wusch trifft mit Sicherheit nicht nur auf das Tanzen zu.

Weitere Informationen auf der Website des Landesjugendrings

Beim Jugendgeschichtstag

... 2005 haben Jugendliche zum erste Mal ihre Projekte vorgestellt. Mittlerweile zählt der Landesjugendring Mecklenburg-Vorpommern als Veranstalter rund 500 Vorhaben, bei denen etwa 6.000 Jugendliche regionale Geschichte erforscht haben. Der Jugendgeschichtstag ist Teil des Jugendprogramms Zeitensprünge und wird in Kooperation mit dem Landtag Mecklenburg-Vorpommern organisiert. Außerdem fördern das Land Mecklenburg-Vorpommern, die Stiftung Mecklenburg und die Landeszentrale für Politische Bildung den Thementag.