Wirtschaftsausschuss besucht Unternehmen in der Ernährungsbranche
Am 29. Februar 2024 hat der Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur, Energie, Tourismus und Arbeit zwei Unternehmen aus der Ernährungsbranche besucht. Beim Informationsgespräch bei der Agp Lübesse Agrarproduktgesellschaft mbH tauschten sich die Ausschussmitglieder mit Vertreterinnen und Vertreter der Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e. V. (AMV) und der Food Academy - Kompetenzen für die Ernährungswirtschaft e. V. aus. Der thematische Schwerpunkt lag dabei insbesondere auf der aktuellen Situation in der Ernährungswirtschaft. Anschließend besuchte der Ausschuss die Trolli GmbH in Hagenow.
Tobias Blömer, Vorsitzender der AMV, betonte, dass die Rezession in vollem Gange sei. Seit 1,5 Jahren sei das Marktumfeld in der Ernährungswirtschaft sehr schwierig und deshalb sei ein Austausch zwischen Wirtschaft und Politik sehr wichtig. Die Lebensmittelbranche sei vom Konsum abhängig, aber gute Produkte reichten nicht mehr aus. Im Fokus der Verbraucherinnen und Verbraucher stehe mittlerweile weniger die Regionalität, es gehe mehr um günstige Produkte. Daher falle es kleinen, regionalen Betrieben schwer, in den großen Absatzmarkt zu kommen. Stefan Riemer von der Agp Lübesse ergänzt, dass der Markt von großen Handelsfirmen bestimmt werde und die Rohstofferzeuger unter den Preissteigerungen und erhöhten Kosten bei gleichbleibendem Preisdruck durch den Handel litten.
Tobias Blömer ergänzt, dass die AMV als Ansprechpartner zur Verfügung stehe. Sie unterstützt dabei, die Absatzförderung zu optimieren und schafft Verbindungen zu Entscheidern der Ernährungswirtschaft, Partnern im Handel, Lieferanten und Dienstleistern sowie zur Politik und Verwaltung. Mit dem Regionalzeichen „Natürlich aus MV“ sei ein erster guter Schritt in diese Richtung getan. Er stellt fest, dass auch der Tourismus – hier insbesondere die Hotels und Gaststätten – eine große Chance für einen regionalen Absatzmarkt biete.
Kai Wassermann von der Food Academy ergänzt, dass es besonders in der Ernährungsbranche schwierig sei, neue Auszubildende zu finden, weil die Arbeit nicht einfach sei und die Tätigkeiten 24/7 an 365 Tagen stattfänden. Umso wichtiger sei es die Ernährungsbranche bei jungen Menschen bekannter zu machen. Er äußerte auch die klare Erwartung an die Politik, dass der angekündigte Bürokratieabbau endlich umsetzt werde. Aufgrund der hohen Energiepreise sehe er einen Standortnachteil und befürchte eine Abwanderung von produzierenden Unternehmen in andere Länder.
Im Anschluss an das Gespräch besichtigte der Wirtschaftsausschuss die Kartoffelhalle der Agp Lübesse in Sülte. Anschließend ging es für die Abgeordneten nach Hagenow zur Trolli GmbH. Dort gab es unter anderem einen Einblick in die Produktion von verschiedenen Fruchtgummis. Auch hier wurde der bürokratische Aufwand insbesondere bei der Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes angesprochen. Weitere Themen waren die zunehmende Konkurrenz aus anderen Ländern, die Wohnungsknappheit vor Ort und der Fachkräftemangel, der langfristig zu steigender Automatisierung führen werde. Auch Trolli ist abhängig vom Konsumverhalten der Verbraucher und merkt an, dass der Kunde leichte Geschmacksveränderungen, zum Beispiel durch Verwendung von weniger Zucker, sofort bemerke.