Landtagspräsidentin Birgit Hesse hat heute (21. Januar 2025) während der Gedenkstunde des Landtages Mecklenburg-Vorpommern zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus dazu aufgefordert, niemals zu vergessen, welches „Grauen zur Zeit des Nationalsozialismus in deutschem Namen unzähligen Menschen angetan wurde“. Dies sei damals möglich geworden, weil die Demokratie dem Hass habe weichen müssen.
Birgit Hesse: „Wir müssen uns stets vor Augen führen, welch furchtbare Verbrechen geschehen können, wenn wir zulassen, dass die Demokratie dem Hass weicht. Unsere freiheitlichdemokratische Grundordnung ist kein Selbstläufer. Sie lebt von unserer Bereitschaft, für sie einzutreten und sie zu verteidigen – gegen Hass und gegen Lügen, vor allem aber gegen Gleichgültigkeit.“
Die Gedenkrede am heutigen Tag hielt Friederike Fechner, Gründerin der Initiative zur Erinnerung an jüdisches Leben in Stralsund. In jahrelanger Arbeit recherchierte sie die Geschichte der Familie Blach und deren Leben in Stralsund. Die jüdische Familie Blach wurde von den Nationalsozialisten beraubt, vertrieben und ermordet. Frau Fechner machte es sich zur Aufgabe, mögliche Überlebende und Angehörige der Familie aufzuspüren und zusammenzuführen.
Landtagspräsidentin Birgit Hesse nannte in ihrer Rede auch Namen von in Konzentrationslagern ermordeten Menschen aus Schwerin und Stralsund, an deren Schicksale in den Städten mit in Bürgersteigen eingelassenen Stolpersteinen erinnert wird.
Birgit Hesse: „Wir gedenken heute, 80 Jahre nach den schrecklichen Gräueltaten der Nationalsozialisten, der Millionen von Menschen, die ausgegrenzt, verfolgt, verhaftet, misshandelt und ermordet wurden. Wir gedenken der Jüdinnen und Juden, der Zivilistinnen und Zivilisten verschiedener Staaten, Zeugen Jehovas, Sinti, Roma, Menschen mit Behinderungen, Homosexuellen, Kriegsgefangenen, Andersdenkenden, Gegner des NS-Regimes. Sie alle erfuhren grenzenloses Leid und unvorstellbare Grausamkeit, einfach nur, weil sie die ‚falsche‘ Religion, Hautfarbe, Herkunft oder sexuelle Orientierung hatten, oder weil sie Widerstand gegen ein Regime leisteten, das sich selbst zum Richter über Wert und Würde menschlichen Lebens erhoben hatte und beispielloses Unrecht in die Welt brachte. In unserem Gedenken müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir nicht einer Statistik gedenken oder einer Opferzahl. Jeder dieser Menschen hatte einen Namen, eine Familie, Freunde – jede und jeder besaß Würde, hatte ein Leben.“
Im Anschluss an die Rede der Landtagspräsidentin gedachten die Abgeordneten und geladenen Gäste der Opfer des Nationalsozialismus mit einer Schweigeminute. Unter den Gästen befanden sich auch Schülerinnen und Schüler aus Schweriner Schulen.
Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkstunde von der Pianistin Lilit Grigoryan, die als Dozentin und künstlerische Mitarbeiterin an der Hochschule für Musik und Theater Rostock tätig ist. Ihre Konzertreisen führen sie neben deutschen Spielstätten auch auf zahlreiche internationale Bühnen – etwa in New York, Madrid oder London – und sie ist mehrfache Preisträgerin internationaler Wettbewerbe.
Seit 1996 gedenkt Deutschland am 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog hatte den Gedenktag angeregt. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz.
verantwortlich: SG 1/DL/21. Januar 2025
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