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Enquete-Kommission im Rahmen einer Sondersitzung vor Ort in Rostock

Enquete-Kommission vor Ort in Rostock © Landtag MV

„Jeder Tag ist ein neuer Tag!“ diese Hausregel der „Alten Schmiede“ steht sinnbildlich für das, was die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen täglich in den drei Einrichtungen leisten, die am 28. Februar 2025 von den Mitgliedern der Enquete-Kommission in Rostock besucht worden sind. Jeder Tag bringe neue Probleme, Herausforderungen und Konflikte. Jedoch biete jeder neue Tag auch Chancen!

Für ihre Arbeit zum 3. Themencluster „gesundes und sicheres Aufwachsen“ konnte sich die Enquete-Kommission „Jung sein in MV“ einen Eindruck der Arbeit des Jugendclub „Alte Schmiede“ des Trägers Soziale Bildung e. V., des Psychosozialen Zentrums Rostock (PSZ), sowie der Jugend-Drogenberatung der Caritas verschaffen.

Auf lediglich 51,88 m² versuchte das Team von Soziale Bildung e. V. Kindern und Jugendlichen mit der „Alten Schmiede“ im Stadtteil Rostock-Toitenwinkel einen Ort der Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit zu bieten. Zwar wolle man Toitenwinkel nicht generell als sozialen Brennpunkt bezeichnen, jedoch gebe es hier viele Kinder und Jugendliche, die zum Teil mit Multiproblemlagen in Elternhaus, der Wohngruppe oder Schule konfrontiert sind. Dies führe zu Schulverweigerungen, Konflikten mit der Polizei und anderen Problemen.

Das Team betreut hauptsächlich Kinder und Jugendliche im Alter von 13 – 20 Jahre. Mit niedrigschwelligen Angeboten versuche man langfristig eine Vertrauensbasis zu ihnen aufzubauen. Dies gelinge mal mehr und mal weniger gut. Man koche täglich zusammen. Für viele Kinder und Jugendliche sei dies oft die einzige warme Mahlzeit am Tag. Die Arbeit sei schwierig und zuweilen auch frustrierend. Man dürfe keine zu hohen Erwartungen haben. An manchen Tagen gehe es einfach nur um sprechen – lieb sein – essen.

Im Psychosozialen Zentrum (PSZ) kümmert sich ein Team aus Fachärzten und Sozialarbeitern um die Belange von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 26 Jahre, mit Migrations- und/oder Fluchthintergrund die unter psychischen Problemen leiden. 

Zunächst stehe die kultursensible Diagnostik im Fokus. Dabei werde man im Gegensatz zu Einrichtungen der Regelversorgung grundsätzlich von Sprachmittlern unterstützt. Im Anschluss versuche man die Betroffenen ganz individuell in Angebote der Regelversorgung zu überführen und biete psychosoziale Beratungen und weitere Angebote wie Frauengruppen und Yoga Kurse an. Seit kurzem arbeite man auch mit einer Kunsttherapeutin zusammen. Man unterstütze auch bei Antragstellungen bei Ämtern.

Auch bei der Jugend-Drogenberatung der Caritas stehen Kinder und Jugendliche im Fokus der Arbeit. Im Rahmen eines Modellprojektes betreibt man dort eine Suchtberatung. Der Drogenkonsum bei jungen Menschen nehme zu. Die Beratung sei langwierig und beruhe in erster Linie auf Vertrauen. In der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen verfolge man einen akzeptierenden Ansatz. Alles andere habe sich nicht bewährt.

Für Präventionsarbeit bleibe kaum Zeit. Man verstehe die Suchtberatung als Reduzierungsberatung. Ein großes Problem bestehe darin, dass Einrichtungen der stationären Jugendhilfe nur Kinder und Jugendliche aufnehmen, die clean sind. Hier müsse es Veränderungen geben. Zudem fehle es an ausreichenden stationären Behandlungs- und Therapieplätzen.

Die vor Ort Termine in den drei aufgesuchten Einrichtungen, boten sowohl den anwesenden Mitgliedern der Enquete-Kommission als auch den Mitarbeitenden die Möglichkeit, in einen offenen Austausch zu treten. Die Mitglieder der Enquete-Kommission nutzten die Gelegenheit, sich einen direkten Einblick in die tägliche Arbeit und den damit verbundenen Herausforderungen zu verschaffen.

Eines wurde in allen Einrichtungen deutlich. Engagement und Ideen, ja auch langfristige Visionen sind vorhanden. Es mangele jedoch an räumlichen, finanziellen und auch personellen Ressourcen. Die Mitarbeitenden aller drei Einrichtungen berichteten gleichlautend darüber, dass Projekte und ihre Finanzierung befristet sind. In der Drogenberatung seien zudem hohe Eigenanteile durch die Träger zu leisten. Aufgrund mangelnder Ressourcen sei es zudem kaum möglich, Projekte langfristig und präventiv auszurichten.

„Jeder Tag ist ein neuer Tag!“ an dem die Mitarbeitenden der drei Einrichtungen für die Kinder und Jugendlichen mit ihren ganz individuellen Problemlagen zur Verfügung stehen und für sie da sind. Es bleibt zu hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger die Weichen zukünftig so stellen, dass nicht eines Tages an der Tür steht: „Jeder Tag ist ein neuer Tag – aber für diese Einrichtung ist es leider auch der letzte.“

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