Anlässlich des 9. November erklärt Landtagspräsidentin Birgit Hesse:
„Der 9. November ist ein vielschichtiger Erinnerungstag und Gedenktag. Er steht für die dunkelsten und strahlendsten Momente der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Niemals vergessen dürfen wir, was bei Abwesenheit von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Deutschland einst möglich werden konnte. Dafür steht auf ewig der 9. November 1938. Die Entrechtung und Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden hatte bereits mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem Ende der Weimarer Republik begonnen. Auf die Pogrome im November des Jahres 1938 folgten Verbrechen unvorstellbaren Ausmaßes. Die Entmenschlichung wehrloser Opfer und die perfide Perfektionierung von Massentötungen waren und sind in der Geschichte beispiellos. All dies ist Mahnung und steter Auftrag an uns alle. Nie wieder darf so etwas geschehen! Nie wieder!
Verbunden ist der 9. November mit historischen Ereignissen, die zeigen, wie mächtig und stark, aber auch wie zerbrechlich und gefährdet Demokratie zu jeder Zeit sein kann.
Für einen Sieg demokratischer Werte über eine Diktatur steht die Friedliche Revolution der Menschen in der DDR. Der Mut der für Demokratie und Freiheit aufbegehrenden Menschen hatte möglich gemacht, dass sich am 9. November 1989 Ost und West ungehindert begegnen konnten und die Mauer fortan keine mehr war.
Sowohl die Erinnerung an die Pogrome 1938 als auch die Erinnerung an die Friedliche Revolution von 1989 stehen im Zusammenhang mit dem Scheitern der am 9. November 1918 entstandenen Weimarer Republik.
Die für mich wichtigste Lehre aus den Geschehnissen am 9. November ist, dass Demokratie Demokratinnen und Demokraten braucht. Sie braucht Menschen, die sich engagieren, die sich einbringen und die Demokratie verteidigen. Deshalb ist der 9. November für mich ein in besonderer Weise mit der Demokratie verbundener Tag. Er führt uns ihren Wert vor Augen indem wir uns daran erinnern, was passiert, wenn die Demokratie stirbt.“