Agrarausschuss informierte sich auf Rügen
Im Rahmen einer Tagesexkursion (PDF - 108 KB) am 5. Juli 2023 hatten sich Mitglieder des Agrarausschusses auf Deutschlands größter Insel exemplarisch über die Situation und Probleme von Milchviehbetrieben sowie über die extensive Bewirtschaftung von wiedervernässten Niedermoorflächen informiert.
Vertreter der Agrarproduktions- und Vertriebsgemeinschaft Rügen/Samtens e.G. legten ihr Produktionskonzept dar, das neben dem Marktfruchtanbau, ergänzt durch Leguminosen auf mehreren Säulen regionaler Wirtschaftskreisläufe und Wertschöpfung vor Ort beruht: die Produktion, Verarbeitung und Nutzung der Ölfrüchte Sonnenblume und Raps, die Produktion von Milch und Fleisch sowie die Produktion von Biogas. Ergänzt wird das wirtschaftliche Betätigungsfeld durch einen Landhandel, der auch individuelle Futtermittelmischungen für die Tierproduktion herstellt. Insgesamt beschäftigt die APV eG 45 Mitarbeiter. Unternehmerischer Schwerpunkt des Landhandels ist die Erzeugung und Direktvermarktung von Raps- und Sonnenblumenöl (ca. 200 000 Liter/a). Ein weiteres wichtiges wirtschaftliches Standbein ist die Zusammenarbeit mit der C4 Energie GmbH zur Biogaserzeugung mit einem eigenen Fernwärmenetz für den Ort Samtens und die Kreisstadt Bergen. Insgesamt werden ca. 6.000 Kunden im Fernwärmenetz versorgt. Zur Erzeugung des Biogases werden Roggen, Mais und Gülle eingesetzt. Vertreter der Genossenschaft führten abschließend aus, dass man trotz schwieriger Marktlage gemeinsam mit den Partnern einen Weg gefunden habe vor Ort Wertschöpfung zu erzielen.
Nach der Begehung der Wirtschafts- und Produktionsbereiche bei der APV Samtens e.G. hatten die Ausschussmitglieder die Gelegenheit, sich mit Vertretern der Genossenschaft, des Bauernverbandes Rügen, der Ostseestiftung sowie dem Bürgermeister der Gemeinde Rambin individuell auszutauschen.
Am Nachmittag hatte der Ausschuss den Polder Drammendorf besucht und sich von Vertretern der Ostseestiftung über das Küstenmoor informieren lassen, dessen Situation stark vom Wasserstand der Ostsee abhängig ist. Ziel der Bewirtschaftung des Polders ist es, dass sich die vorhandenen Moorflächen nach Jahrzehnten der Degradation wieder erholen und sich eigenständig entwickeln, um dem Flächenverlust im Küstenbereich zu begegnen.
Unterstützt wird das Projekt der Ostseestiftung, dass mit seiner Fläche von ca. 100 ha als Teil des Hotspots (Nr. 29) für biologische Vielfalt fungiert, durch die Gemeinde Rambin und den Landwirtschaftsbetrieb APV Samtens eG, der die Flächen nachhaltig bewirtschaftet. Den finanziellen Rahmen für die Maßnahmen bildet das Bundesprogramm Biologische Vielfalt, das rund 50 % der Gesamtkosten in Höhe von 2,5 Mio. Euro trägt. Weitere Unterstützer sind die Ostseestiftung (35 %), der WWF Deutschland (10 %) sowie das Land mit 5 %. Die Flächen selbst befinden sich im Eigentum der Ostseestiftung sowie der Stiftung für Umwelt und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern. Seit dem Durchstich des alten Deiches im Jahr 2019 konnten ca. 100 ha Küstenüberflutungsmoor, Flachwasserbereiche, Röhrichte und Salzgrasland renaturiert werden. Inzwischen siedeln wieder deutlich mehr heimische Vögel, wie z.B. der Große Brachvogel, auf den Flächen, die auch für den Vogelzug eine wichtige Bedeutung haben.