Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus im Landtag Mecklenburg-Vorpommern 2025
Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar hat der Landtag Mecklenburg-Vorpommern heute eine Gedenksunde veranstaltet, an der rund 80 Gäste teilnahmen, darunter Abgeordnete, Schülerinnen und Schüler aus Schwerin sowie Fachleute, die sich intensiv mit der Aufarbeitung des NS-Unrechts befassen.
Rede der Landtagspräsidentin Birgit Hesse
Die Präsidentin des Landtages Birgit Hesse eröffnete die Veranstaltung mit einer eindringlichen Rede, in der sie die Grausamkeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und die Verantwortung der heutigen Gesellschaft betonte: „Wir gedenken heute, 80 Jahre nach den schrecklichen Gräueltaten der Nationalsozialisten, der Millionen von Menschen, die ausgegrenzt, verfolgt, verhaftet, misshandelt und ermordet wurden ... Jeder dieser Menschen hatte einen Namen, eine Familie, Freunde – jede und jeder besaß Würde, hatte ein Leben.“
In ihrer Rede erinnerte Birgit Hesse an die Verbrechen, die sich nicht nur in Auschwitz, Dachau oder Buchenwald, sondern auch in den Städten und Gemeinden Mecklenburg-Vorpommerns abspielten. Sie betonte, dass die Ereignisse der NS-Zeit eine Mahnung seien, wie schnell demokratische Werte untergraben werden können, und rief dazu auf, die Demokratie zu schützen und sich aktiv für ein respektvolles Miteinander einzusetzen: „Unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung, die aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges erwuchs, ist kein Selbstläufer. Sie verlangt von uns, aufzustehen, wenn Menschen herabgewürdigt werden. Sie lebt von unserer Bereitschaft, für sie einzutreten und sie zu verteidigen – gegen Hass und gegen Lügen, vor allem aber gegen Gleichgültigkeit.
Im Anschluss an die Rede gedachten die Gäste in einer Schweigeminute der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Gedenkrede: Die Geschichte der Familie Blach
Die Gedenkrednerin des Abends, Frau Friederike Fechner, schilderte eindrucksvoll die Geschichte der Familie Blach – einer jüdischen Familie aus Stralsund, die durch die Nationalsozialisten beraubt, vertrieben und letztlich ermordet wurde. Frau Fechner, Gründerin der „Initiative für jüdisches Leben in Stralsund“, hatte über Jahre hinweg die Geschichte der Familie recherchiert und Überlebende sowie Angehörige zusammengeführt. Ihre Arbeit trägt maßgeblich dazu bei, das Andenken an die jüdische Geschichte in der Region lebendig zu halten.
Für einen würdevollen musikalischen Rahmen sorgte Frau Lilit Grigoryan, Dozentin an der Hochschule für Musik und Theater Rostock, Konzertpianistin sowie mehrfache Preisträgerin internationaler Wettbewerbe. Mit ihrem Spiel unterstrich sie die Bedeutung der Veranstaltung und verlieh den Momenten der Reflexion eine besondere Tiefe.
Hintergrund: Mit dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wird in Deutschland seit dem 27. Januar 1996 an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee im Jahr 1945 erinnert. Auschwitz war das größte der nationalsozialistischen Vernichtungslager: Millionen von Menschen wurden während der Herrschaft des Nationalsozialismus ausgegrenzt, deportiert und ermordet. In der kommenden Woche jährt sich der Tag der Befreiung – der 27. Januar 1945 – zum achtzigsten Mal.