Bildungsausschuss unternimmt eine Informationsreise nach Lettland
Der Ausschuss für Bildung und Kindertagesförderung befand sich vom 17. bis zum 21. Juni auf Informationsreise in Lettland. Den Beschluss über Ziel und Inhaltsschwerpunkte der Reise fasste der Ausschuss in seiner 23. Sitzung am 27. Oktober 2022. Im thematischen Fokus der Reise standen der Austausch über Kompetenzorientierung und die außerschulische Bildung (Hobby-Unterricht). So kam das internationale Überprüfungsteam des Europarats zu dem Schluss, dass das lettische Modell des Hobbyunterrichts ein Best Practice Beispiel für außerschulische Bildung ist.
Nach Ankunft in Riga am Montagabend erfolgte am Dienstagvormittag zunächst ein Briefing durch den deutschen Botschafter in Lettland, Herrn Christian Heldt. Anschließend besuchten die Ausschussmitglieder eine große außerschulische Bildungseinrichtung, das sogenannte „Schüler-Schloss“ und konnten sich ein Bild von der Interessenausbildung in Lettland machen. Ein weiterer Programmpunkt an diesem Tag bildete das Gespräch mit der Vorsitzenden des lettischen Ausschusses für Bildung und Wissenschaft der Saeima (Parlament Lettlands), Frau Agita Zariņa-Stūre. Hierbei wurde – wie auch beim anschließenden Gespräch mit der Leiterin der lettischen Lehrergewerkschaft LIZDA, Frau Inga Vanaga – deutlich, dass die geringen Gehälter der Pädagogen in Lettland sowie der Lehrkräftemangel zu den großen Problemen des Landes im Bildungsbereich gehören. Nach Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine habe die lettische Regierung beschlossen, dass die zweite Fremdsprache Russisch nicht mehr an den Schulen gelehrt werden solle. Stattdessen werde nun in der Regel Deutsch die zweite Fremdsprache sein. Um genügend Lehrkräfte hierfür zu finden, seien unter anderem Qualifizierungen bzw. Umschulungen oder auch der Quereinstieg möglich. Auch werde Lehramt als Fernstudium angeboten.
Am zweiten Tag der Informationsfahrt kam es zunächst zum fachlichen Austausch mit dem lettischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft, hier unter anderem mit der Unterstaatssekretärin Kristine Niedre-Lathere. Dabei wurde deutlich, dass die Vorschule in Lettland für die fünf- bis sechsjährigen Kinder obligatorisch ist und die Vorschullehrkräfte ebenso wie die Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas studiert haben müssen. Des Weiteren wurde auf Nachfrage berichtet, dass der Zugang zu den Gymnasien beschränkt sei und die Kinder zunächst eine Eingangsprüfung ablegen müssten, bevor sie diese Schulform besuchen könnten. Erzählt wurde außerdem, dass es in Lettland statt Sport das Fach Sport- und Gesundheit sowie ab dem nächsten Jahr in der Sekundarstufe auch das Fach Staatsverteidigung gebe. Anschließend haben die Ausschussmitglieder Dr. Inese Supule getroffen, die u.a. zum Thema „Systeme der Elementarerziehung und Professionalisierung in Europa“ geforscht hat. Die Abgeordneten haben sich im Gespräch mit Frau Dr. Supule insbesondere über die verbindliche Vorschulbildung in Lettland informiert. Ziel der Vorschule in Lettland sei, dass die Kinder lesen lernten sowie die Zahlen bis 20 lesen und nennen könnten und ein Verständnis für Prozesse in der Natur und für Sicherheit erhielten. Im Rahmen ihrer Studie sei der professionelle Unterricht sowie das Essen (drei Mahlzeiten am Tag) in den Kitas in Lettland positiv im Vergleich zu Norwegen und Großbritannien (als Vergleichsländer) bewertet worden. Negativ bewertet worden seien die Gehälter und die Tatsache, dass der Frauenanteil unter den Lehrkräften in Lettland bei 99 Prozent liege. Des Weiteren hat der Bildungsausschuss am zweiten Tag seiner Informationsfahrt die Sportschule in Sigulda und in diesem Zusammenhang die auch von der Sportschule genutzte Bobbahn sowie das Sportzentrum der Stadt Sigulda besichtigt, um sich über die Struktur der Sportschulen Lettlands zu informieren.
Am Donnerstag besuchten die Abgeordneten zunächst die Deutsche Schule Riga und informierten sich über das Auslandsschulwesen. Nach einem anschließenden Gespräch mit der Gastlektorin Dace Henrici an der Universität Lettlands, hier der Fakultät für Pädagogik und Psychologie, bei dem es um die Lehrerbildung in Lettland ging, sind die Ausschussmitglieder in Kuldiga mit der dortigen Bürgermeisterin, Frau Inese Astaševska, und mit Frau Santa Dubure, der Leiterin des Bildungsamtes, zusammengetroffen und haben sich über das Thema „Bildung im ländlichen Raum“ informiert.