Während seiner 16. Sitzung (PDF - 194 KB) hat sich der Wissenschafts- und Europaausschuss im Rahmen eines nichtöffentlichen Expertengesprächs über das im Juni 2022 abgeschlossene Gutachten „UnimedMV 2030“ informieren lassen.
Den Ausschussmitgliedern wurde dargelegt, dass die Landesregierung 2020 eine unabhängige Gutachterkommission unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Heyo Kroemer von der Charité in Berlin sowie von Prof. Dr. Thomas Lenarz von der Medizinischen Hochschule Hannover damit beauftragt habe, eine Bestandsaufnahme der Universitätsmedizinen in Rostock und Greifswald zu erstellen, um strategische Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung beider Standorte bis zum Jahr 2030 abzuleiten.
Als Vorsitzender der Gutachterkommission hat Prof. Dr. Kroemer einleitend festgestellt, dass beide Standorte großes Potential für eine erfolgreiche Zukunft hätten. Allerdings seien zeitnahe strukturelle Veränderungen notwendig, um beide Universitätsmedizinen zu stärken. Der bereits geschlossene Langzeitkooperationsvertrag zwischen den Häusern werde von den Gutachtern als wegweisendes Instrument bewertet.
Seitens der Experten wurde besonders begrüßt, dass sich die Landesregierung zu beiden Standorten bekenne und im Koalitionsvertrag verankert sei, die Entwicklung der Unimedizinen zu kooperativen Zentren der Spitzenforschung bis 2030 mit einem „Zukunftspakt Unimedizin MV“ zu unterstützen. Im Ergebnis seien von den Sachverständigen 20 konkrete Empfehlungen für die Bereiche Krankenversorgung und Versorgungsplanung, Forschung und Lehre, Bau und Infrastruktur sowie zur Digitalisierung und Fachkräftesicherung erarbeitet worden.
Eine der zentralen Empfehlungen der Gutachter für den Standort Rostock sei die Fusion der Unimedizin mit dem städtischen Südstadtklinikum. Denn die Konkurrenz der beiden Häuser in öffentlicher Trägerschaft und mit finanzieller Unterstützung des Landes sei weder wirtschaftlich noch ließen sich positive Auswirkungen auf die Qualität der Versorgung sowie die medizinische Forschung erkennen. Den Gutachtern zufolge könnten mit der Fusion auch bereits langjährige Probleme, vor allem in der Kinder- und Jugendmedizin, gelöst werden.
Des Weiteren rieten die Experten dazu, dass das Herzzentrum Karlsburg und die Kardiologie der Unimedizin Greifswald eine dauerhafte, strategische Partnerschaft eingingen. Beide Häuser hätten einen hervorragenden Ruf und könnten im Rahmen einer engeren Zusammenarbeit die herzmedizinische Forschung in der Region bestmöglich aufstellen.
Dringenden Handlungsbedarf werde auch in Bezug auf die Fachkräftesicherung gesehen. Die Kommission empfehle, an beiden Standorten die Gründung einer gemeinsamen Akademie für Pflege- und Gesundheitsberufe zu unterstützen. Diese sollen zu Ankerpunkten mit Exzellenzanspruch für die langfristige Nachwuchskräftesicherung sowie die Fort- und Weiterbildung für das gesamte Land entwickelt werden.
Auch im Bereich Forschung und Lehre bestünden laut der Gutachterkommission an den Universitätsmedizinen Greifswald und Rostock gute Voraussetzungen, um bis 2030 deutliche Akzente in der Forschung zu setzen. Im Interesse einer nachhaltigen Zukunftsperspektive werde dem Land unter anderem empfohlen, eine Forschungsexzellenzoffensive für beide Standorte mit einer Förderperiode bis zum Jahr 2030 zu unterstützen.
Die Empfehlungen der Gutachter würden gegenwärtig von den zuständigen Fachressorts geprüft.
Für Interessierte sei es möglich, das Gutachten über die Pressestelle des Ministeriums zu erhalten.