Tilo Gundlack, MdL bei der 12. Sitzung der Fachkommission für natürliche Ressourcen des AdR: Wie beeinflusst der Ukrainekrieg die europäischen Agrarmärkte?
Am 31. März 2022 vertrat der Landtagsabgeordnete Tilo Gundlack das Land Mecklenburg-Vorpommern online in der 12. Sitzung der Fachkommission für Natürliche Ressourcen (NAT) des Europäischen Ausschusses der Regionen (AdR).
Debatte über den ländlichen Raum
In einem Meinungsaustausch erörterten die Mitglieder der Fachkommission NAT den 8. EU-Kohäsionsbericht und den Stand der Vorbereitungen für den Pakt für den ländlichen Raum. Der Kohäsionsbericht stellt die wichtigsten Veränderungen bei den territorialen Ungleichheiten in den letzten zehn Jahren und die Auswirkungen der Politik auf diese Ungleichheiten heraus. Ein Kernaspekt der Erörterungen waren territoriale Folgenabschätzungen und Prüfungen der Auswirkungen von Maßnahmen und Politikprogrammen auf den ländlichen Raum (“rural proofing“), die laut EU-Mitteilung verstärkt werden sollten, damit den Bedürfnissen und Besonderheiten der verschiedenen Gebiete der EU besser Rechnung getragen wird.
Umsetzung der nationalen Strategiepläne im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik auf regionaler Ebene
Des Weiteren debattierten die Mitglieder der Fachkommission über die Umsetzung der nationalen Strategiepläne im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) auf regionaler Ebene. Eine der wichtigsten Neuerungen der GAP, die 2023 in Kraft tritt, ist die Umstellung auf die Umsetzung durch nationale Strategiepläne, welche sowohl die Direktzahlungen an Landwirte und Marktmaßnahmen abdecken als auch die Entwicklung des ländlichen Raums, was bedeutet, dass die Möglichkeit der Auflage regionaler Programme zur Entwicklung des ländlichen Raums entfällt. Es wurden unter anderem der deutsche, französische und polnische Strategieplan vorgestellt. Die Regionen haben die Möglichkeit, über regionale Verwaltungsbehörden und regionale Begleitausschüsse einbezogen zu werden.
Die Auftaktkonferenz zum Pakt für den ländlichen Raum wird am 15.-16. Juni 2022 stattfinden, auf der die lokale und regionale Ebene Beiträge zur Entwicklung des ländlichen Raums einbringen kann.
Auswirkungen des Ukrainekrieges auf die EU-Agrarmärkte
Daneben standen die Auswirkungen des Ukrainekrieges auf die EU-Agrarmärkte (die Ukraine hatte nahezu 50% der in der EU konsumierten Pflanzenöle und des in der EU verbrauchten Getreides geliefert) auf der Tagesordnung der Fachkommission. Das exponentielle Wachstum der Düngemittelpreise, die Inflation bei Lebens- und Futtermitteln und der massive Ankauf bestimmter Produkte durch die Volksrepublik China wurden in diesem Zusammenhang ebenso thematisiert wie die Entschließung des Europäischen Parlaments vom 24. März 2022. In der Abwägung zwischen Ernährungssicherheit und Boden-, Klima- und Artenschutz wurden unter anderem Möglichkeiten eines effizienteren Landbaus/ der Farm-to-Fork-Strategie der EU und der Verringerung der Lebensmittelverschwendung diskutiert. Dass der Klimawandel zu einer riesigen Frage hinsichtlich der Verfügbarkeit von Lebensmitteln werden wird, unterstrich in der Diskussion Harriet Bradley, Leiterin des Programms GAP und Lebensmittel am Institut für Europäische Umweltpolitik (IEEP).
„Nicht umkehrbare Probleme, die wir zum Beispiel durch den Rückgang der Bestäuberpopulationen, ausgelaugte Böden und ein Weiter-so bei CO2-Emissionen bekommen, dürfen nun nicht für eine kurzfristige Steigerung der Lebensmittelproduktion in Kauf genommen werden. Eine Zeit lang müssen wir mit höheren Lebensmittelpreisen leben, wobei einkommensschwache Haushalte unterstützt werden sollten; eine Hauptsache-Billig-Mentalität schadet unserer Landwirtschaft, den in ihr Tätigen und auch den Konsumenten“, so der Landtagsabgeordnete Tilo Gundlack.
Außerdem fand eine Debatte über die Bedarfe der europäischen Gesundheitssysteme im Zusammenhang mit Geflüchteten aus der Ukraine und über die europäische Gesundheitsunion statt.