Umweltkennzeichnungen, Fischereipolitik und Sicherung der Lebensmittelproduktion: Tilo Gundlack, MdL bei der 18. Sitzung der Fachkommission für Natürliche Ressourcen des Europäischen Ausschusses der Regionen
Vom 1.-2. Juni 2023 wirkte der Landtagsabgeordnete Tilo Gundlack an einer auswärtigen Sitzung der Fachkommission für Natürliche Ressourcen (NAT) des Europäischen Ausschusses der Regionen (AdR) in Torún, Polen mit.
Die NAT-Mitglieder erarbeiteten unter anderem Stellungnahmeentwürfe zum EU-Verbraucherschutzpaket, zur Landwirtschaftspolitik der EU (GAP) und zur Gemeinsamen EU-Fischereipolitik.
Für ein Ende von Grünfärberei und Fehlanreizen: Das EU-Verbraucherschutzpaket
Die EU-Kommission strebt an, im Sinne der grünen EU-Wirtschaftsstrategie des Grünen Deals die vorzeitige Entsorgung von reparierbaren Waren einzudämmen, da sie zu mehr Abfall, Treibhausgasemissionen und Ressourcenverbrauch führt.
Auch soll versucht werden, die Glaubwürdigkeit von Umweltaussagen über Produkte zu erhöhen und die Verbreitung irreführender Geschäftspraktiken im Zusammenhang mit der ökologischen Nachhaltigkeit von Produkten einzuschränken.
So sollen Verbraucher mit dem Richtlinienvorschlag zur Förderung der Reparatur von Waren, KOM (2023) 155 und dem Richtlinienvorschlag über die Untermauerung von Umweltaussagen, KOM (2023) 166 leichter Reparaturen einfordern können, und weniger leicht Opfer der unlauteren Geschäftspraktik der sogenannten „Grünfärberei“ von Produkten/Unternehmen werden. Der letztgenannte Richtlinienvorschlag soll die Verbraucherinformation dahingehend verbessern, dass das, was als grüne Produkt- oder Unternehmensbeschreibung angegeben wird, auch tatsächlich dem betreffenden Produkt/dem Unternehmen entspricht und keine leere Behauptung bleibt.
Ziel des erstgenannten Richtlinienvorschlags zur Förderung der Reparatur von Waren ist zudem die Etablierung einer Online-Plattform und europäischer Standards zur Qualitätssicherung.
Die während der 18. NAT-Sitzung dazu verabschiedete Stellungnahme des AdR setzt sich dafür ein, dass öffentliche Liefer- und Bauaufträge die Anforderungen an die Reparierbarkeit aufnehmen. Außerdem fordert sie verbindliche Fristen für die Durchführung von Reparaturen und die Bereitstellung einer Ersatzware bis zu deren Erledigung. Die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften hätten hier eine direkte Verantwortung, z.B. im Bereich der Erziehung und Bildung hin zu einer Kultur des Reparierens statt des Wegwerfens.
Fischereipolitik
Ein weiterer Stellungnahmeentwurf wird derzeit von der Fachkommission NAT bezüglich des EU-Fischerei- und Ozeanpaktes für eine nachhaltige, wissenschaftlich fundierte, innovative und inklusive Bestandsbewirtschaftung ausgearbeitet.
In einem ersten Meinungsaustausch diskutierten die Mitglieder die nötige Energiewende im Fischerei- und Aquakultursektor der EU, den „EU-Aktionsplan: Schutz und Wiederherstellung von Meeresökosystemen für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei“ und die gemeinsame Marktorganisation für Erzeugnisse der Fischerei und der Aquakultur.
Risikomanagement in der Landwirtschaft
In einem weiteren Meinungsaustausch bereiteten die Mitglieder der Fachkommission NAT einen Stellungnahmeentwurf zum Risikomanagement in der Landwirtschaft angesichts der Auswirkungen des Klimawandels, wie Überschwemmungen und Dürren, sowie sich häufender Epidemien und Seuchen, die Fauna und Flora in der EU immer stärker treffen.
Das Arbeitsdokument strebt an, Schutz für landwirtschaftliche Betriebe mit neuen Finanzinstrumenten zu bieten und dabei das wirtschaftliche Überleben in den ländlichen, dünn besiedelten und Gebieten in Randlage unter Berücksichtigung des Grünen Deals und der EU-Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ zu sichern.
Es schlägt einen neuen Fonds für Katastrophenanleihen innerhalb des gegenwärtigen Finanzierungssystems vor, da der Solidaritätsfonds (European Union Solidarity Fund, EUSF) nur begrenzt wirken könne. Es unterstreicht außerdem, dass eine vorbeugende Unterstützung im Sinne des Risikomanagements ebenso wichtig sei wie eine Unterstützung im Nachhinein.
Strategien zur Aufrechterhaltung der Lebensmittelproduktion
Im Anschluss an die Fachkommissionssitzung befassten sich die NAT-Mitglieder auch im Rahmen einer Konferenz mit den Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Lebensmittelsysteme in der EU. Professor für Hydrologie, Ireneusz Sobota von der Universität Torún beschrieb die rapide Wärmabsorption in der Arktis bzw. das dortige Abschmelzen der Eisdecke, einem wichtigen Klimaregulierer. Er betonte auch, wie schädlich sich das nur noch kurzzeitig vorhandene Vorkommen von Schnee auf die Landwirtschaft auswirke und wie wichtig der sorgsame Umgang mit Lebensmitteln, u.a. dem in den Gletschern gespeicherten Süßwasservorkommen, sei.
In der EU litten laut European Environmental Bureau ca. 13 Mio. Menschen unter starker bis akuter Lebensmittelunsicherheit, daher sei ein gerechter Wandel hin zu gesunden und nachhaltigen Lebensmittelsystemen nötig.
Im Kontext der globalen Erwärmung, des kriegsbedingten, weltweiten Rückgangs der Verfügbarkeit von Lebensmitteln und des Preisanstiegs bei Grundnahrungsmitteln erörterten die NAT-Mitglieder Lösungen auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene, die auch zur Entlastung der Landwirte führen und insgesamt dazu beitragen sollen, die Ernährungssicherheit auf EU-Ebene und darüber hinaus zu gewährleisten.
In einer Videobotschaft stellte Dubravka Šuica, EU-Kommissarin für Demokratie und Demografie die Ziele des Agrarpaktes und die langfristige Vision der EU für die ländlichen Gebiete vor.
Eine Delegation aus der Ukraine, einem der fünf größten Getreideexporteure der Welt und Produzent von 55 Mio. Tonnen Getreide, die wegen der russischen Angriffe nicht anreisen konnte, dankte in einer Videobotschaft für die Solidarität mit der Ukraine.
Die Ausrichter der Konferenz erinnerten auch an den 550. Geburtstag von Nikolaus Kopernikus (s. Bild), der 1473 in der Hauptstadt der Wojwodschaft Kujawien-Pommern, Torún, geboren wurde.