Tilo Gundlack, MdL bei der 10. Sitzung der Fachkommission für natürliche Ressourcen des Europäischen Ausschusses der Regionen: Gegen eine Abwanderung junger Menschen und für eine Erholung unserer Wälder
Am 22. November 2021 nahm Tilo Gundlack, MdL online an der 10. Sitzung der Fachkommission für natürliche Ressourcen (NAT) des Europäischen Ausschusses der Regionen (AdR) teil.
Darin standen die EU-Waldstrategie und künftige EU-Vorschriften über staatliche Beihilfen für die Land- und Forstwirtschaft/ländliche Gebiete neben einer langfristigen Vision für den ländlichen Raum im Zentrum der Debatten. Die Mitglieder der Fachkommission berieten zudem über Perspektiven für den Tourismus und über die Behörde für gesundheitliche Krisenvorsorge und –Reaktion (HERA).
Die neue EU-Waldstrategie für eine nachhaltige waldbasierte Bioökonomie
Laut der EU-Mitteilung über die neue EU-Waldstrategie für 2030 COM(2021) 572 final hängen Gesundheit und Wohlstand von artenreichen, widerstandsfähigen Wäldern ab, während die europäischen Wälder faktisch unter großem Druck stehen.
Die Strategie ist im europäischen Grünen Deal und der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 verankert. Sie ersetzt die Strategie von 2013 und soll neben dem Klimaschutz die Verfügbarkeit von Holz gewährleisten. Gleichwohl will die EU-Kommission finanzielle Anreize zur Erbringung von Ökosystemdienstleistungen voranbringen.
Die EU-Kommission schlägt Innovations- und Fördermaßnahmen für neue Materialien und Produkte vor, die ihre aus fossilen Ressourcen gewonnenen Gegenstücke ersetzen und die die Waldwirtschaft außerhalb des Holzsektors, etwa den Ökotourismus, fördern. Außerdem legt sie Schwerpunkte auf nachhaltige Aufforstung und Wiederaufforstung, u.a. ein rechtsverbindliches Instrument für die Wiederherstellung von Ökosystemen und Leitlinien/ein freiwilliges Zertifizierungssystem für naturnahe Verfahren, und stellt einen Fahrplan für die Anpflanzung von mindestens drei Milliarden neuen Bäumen in der EU bis 2030 auf.
Ein Innovationsfonds ermöglicht Innovationsprojekte im Holzbau/Bausektor.
Außerdem kann der Europäische Sozialfonds Plus (ESF+) von den EU-Mitgliedstaaten genutzt werden, um Fachkräfte auf dem Gebiet nachhaltigerer Waldbewirtschaftungsmethoden mit Kompetenzen auszustatten. Der Fonds kann des Weiteren zur Förderung von Beschäftigung und Unternehmertum durch neue Unternehmen genutzt werden, die die nachhaltige Nutzung forstwirtschaftlicher Erzeugnisse und waldbasierter Dienstleistungen wie Ökotourismus oder Bildungsprogramme zur Biodiversität der Wälder aufwerten.
Für uns von besonderer Bedeutung: Gerechter digitaler und ökologischer Wandel in den ländlichen Gebieten der EU
Ende Juni 2021 legte die Kommission ihre Mitteilung „Eine langfristige Vision für die ländlichen Gebiete der EU – Für stärkere, vernetzte, resiliente und florierende ländliche Gebiete bis 2040“ vor, die Maßnahmen vorsieht, um gemäß Artikel 174 AEUV regionale Unterschiede zu verringern. Sie enthält einen Pakt sowie einen Aktionsplan für den ländlichen Raum bezogen auf die Bereiche Dienstleistungen, Infrastruktur, Ökologie, Fortbildung und Beschäftigung und wirtschaftliche Diversität. Zudem fordert sie die Mitgliedstaaten und lokalen und regionalen Gebietskörperschaften auf, Aktionspläne zur Bewältigung der ländlichen Herausforderungen zu entwerfen, so sie dies noch nicht getan haben. Zu den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Initiativen gehören u.a. eine Plattform zur Wiederbelebung des ländlichen Raums mit Informationen über Finanzierungsmöglichkeiten, die Förderung von auf den ländlichen Raum ausgerichteten Forschungs- und Innovationstätigkeiten durch Horizont Europa/ein jährliches Forum von Start-up-Dörfern und Strategien der Mitgliedstaaten für nachhaltige Mobilität und Barrierefreiheit.
Der von der Fachkommission NAT in der Sitzung angenommene Entwurf einer Stellungnahme empfiehlt u.a. die Entwicklung einer Wirtschaft für grundlegende Dienstleistungen im ländlichen Raum und dessen Beteiligung an der Wertschöpfung der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen. In einer angemessenen Entlohnung von Ökosystemdienstleistungen sieht er die Voraussetzung für die Bekämpfung der Energiearmut und eine Selbstversorgung funktionaler Gebiete mit Energie.
Für das Flächenland Mecklenburg-Vorpommern, in dem auch Alters- und Energiearmut verbreitet sind, ist die Stellungnahme von herausgehobener Bedeutung. Sie spricht sich neben Sofortmaßnahmen, quantitativen Zielen und einer Verknüpfung mit dem Europäischen Semester unter Verwendung relevanter Indikatoren wie Bevölkerungsanteil, Zugang zu Verkehrs-, Gesundheits-, Arbeits- und digitalen Dienstleistungen für einen längeren Programmplanungszeitraum aus und fordert, dass auch die Aspekte externer Wettbewerb, instabile Preise und Verteilung der Bruttowertschöpfung Berücksichtigung finden sollten. Sie fordert weiterhin den Breitbandausbau für den Zugang der ländlichen Gebiete zu verschiedenen Diensten sowie besondere Aufmerksamkeit für nachhaltige Verkehrsinfrastruktur und Zusammenarbeit in ländlichen Grenzregionen.
Auch unterstreicht sie die nötige ausreichende Finanzierung: Die Politik der EU für die ländlichen Gebiete solle so weit wie möglich in die Kohäsionspolitik integriert werden. Die Entwicklung des ländlichen Raums betreffe neben der Landwirtschaft auch andere Wirtschaftszweige, weshalb die Finanzierung nicht nur auf den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) begrenzt sein solle. Die spezifischen örtlichen Voraussetzungen und Bedürfnisse sollten dabei in gleicher Weise den Ausgangspunkt bilden wie in der Kohäsionspolitik. Weitere Forderungen bestehen in einfacheren Durchführungsbestimmungen für die EU-Fonds und staatlichen Beihilfen für ländliche Gebiete, Verbesserungen in der Art und Weise, wie diese kombiniert werden, und eine Umstellung auf ein Multifonds‑Modell, das die Berücksichtigung der ländlichen Gebiete in allen Politikbereichen gewährleistet.
Der Stellungnahmeentwurf betont zudem, dass der nachhaltige ländliche Tourismus sowie freizeit- und kulturbezogene Aktivitäten, u.a. solche typischen wie der Fahrradtourismus, Wellness, das Wandern und die Jagd, stärker gewürdigt werden sollten.
„Es gibt eine Vielzahl weiterer möglicher ergänzender Unternehmenstätigkeiten wie Künstlerwerkstätten und Ausstellungshäuser“, so der Landtagsabgeordnete Tilo Gundlack. „Auch halten Programme zur Integration in den Arbeitsmarkt, lokale Bildungs- und Umschulungsmaßnahmen sowie Kulturangebote den ländlichen Raum für junge Menschen interessant und beugen Abwanderung vor“, meint Tilo Gundlack, MdL, der diese Aspekte in die Stellungnahme einbrachte.
Der Entwurf begrüßt die Stärkung der Initiativen LEADER/CLLD (Vernetzung von Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft/Von der örtlichen Bevölkerung betriebene lokale Entwicklung) und Intelligente Dörfer (strategische Innovationskonzepte im ländlichen Raum: Initiativen ländlicher Gemeinden, um spezifischen Herausforderungen zu begegnen). Er hält es zudem für passend, dass die EU-Mitteilung die Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft hinsichtlich Klima und Biodiversität anerkennt und spricht sich für eine gerechte und inklusive Gestaltung des ökologischen und digitalen Wandels aus. Daneben regt der Entwurf gegenüber der EU-Kommission die Aufnahme von Infrastrukturmaßnahmen wie die Erhaltung/Instandhaltung nicht versiegelter (nicht asphaltierter Wege) an. Eine Förderung hochwertiger gemeinschaftlicher Arbeitsräume in ländlichen Gemeinden sollte aus seiner Sicht ebenfalls erwogen und die Entlohnung/Arbeitsbedingungen von Wanderarbeitern in der Landwirtschaft verbessert werden.